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Franziska Winkler

Die Welt der Berührungen

Im Magazin «Welt der Tiere» (Juni/Juli 23) bin ich auf folgenden Artikel über Canin Bowen Technik gestossen. Der Bericht erläutert, wie die Bindung von Mensch und Hund durch Berührungen gestärkt wird. Verfasst wurde der Artikel von Roman Huber, welcher als Verhaltenstrainer Hund-Mensch tätig ist. Besten Dank für die Einwilligung, dass ich diesen Artikel nutzen darf.



«Die Welt der Berührungen» für Hund und Mensch schön und wertvoll. Sie bringen psychische wie physische Entspannung, stärken die Bindung zwischen Berührten und Berührenden und schaffen inneres Gleichgewicht. «Berührungen oder Streicheleinheiten richtig und bewusst angewandt, bewirken viel Positives. » von Roman Huber


« Wer sagt, Glück kann man nicht anfassen, der hat noch nie einen Hund gestreichelt» Eine Redensart, der man wiederholt begegnet. Die positive Wirkung von Hunde-Berührungen ist vielfältig und spannend wie keine andere Interaktion. Bei richtig ausgeführten Berührungen sinken bei Hund und Mensch die Stressparameter: Blutdruck, Herzfrequenz und Cortisolspiegel, und es werden positive Wirkstoffe ausgeschüttet so das «Kuschelhormon» Oxytocin und weitere Glücks- oder Wohlfühlhormone wie Serotonin oder Endorphine. Diese Erkenntnisse werden durch wissenschaftliche Untersuchungen gestützt.


Angenehme Berührungen bringen Entspannung, schaffen Nähe und damit Vertrauen und lösen gute Gefühle aus. Sie stärken jede Mensch-Hund-Beziehung. Mit Gespür ausgeführt, verdrängen sie auch negative Gefühle. Sie eignen sich darum besonders für erregte, gestresste, nervöse und ängstliche Hunde oder solche mit Verhaltensauffälligkeiten.


So entstehen gute Gefühle

Die wohltuende, beruhigende und stabilisierende Wirkung, die über das zentrale Nervensystem geht, ist auch in bestimmten, für den Hund unangenehme Situationen nützlich. Das können heikle Begegnungen sein, bei Gewitterangst, unangenehmen Einwirkungen oder nach Stresssituationen, wenn Berührungen gute Gefühle schaffen.


Es gibt allerdings einige Punkte zu beachten. Berührt werden ist bei Hunden eine sehr individuelle Angelegenheit. Grundsätzlich sind Berührungen durch Fremdpersonen für die meisten Hunde nicht angenehm, auch wenn sie dies nicht zwingend offensichtlich zeigen müssen. Menschenbezogene Rassen wie Retriever akzeptieren das Streicheln durch Fremdpersonen noch eher als andere. Ob sie es als angenehm empfinden, ist eine andere Frage.


Unangenehm sind schnelle oder ungestüme Streichelbewegungen, wenn sie über den Kopf, an Pfoten oder an der Rute ausgeführt werden. Das sogenannte Abklopfen an der Seite des Körpers, oft als Belohnung gedacht, ist für den Hund unangenehm. Ebenso wenig mögen Hunde einengende Berührungen wie das Umarmen.


Hunde zeigen uns, ob’s passt

Der Hund zeigt mit seiner Körpersprache, ob es ihm passt oder nicht. Dreht er den Kopf zur Seite, duckt sich, möchte weggehen, kann man davon ausgehen, dass er nicht angefasst werden will. Das ist zu respektieren. Leckt er während des Streichens seine Schnauze, blinzelt er, richtet die Ohren nach hinten oder erstarrt (friert ein) signalisiert er damit, dass er es nicht weiter erdulden möchte.

(Hier empfiehlt sich das Buch von Turid Rugaas Calming Signals)


Entscheidend ist für viele Hunde, in welchem Kontext Berührungen oder Streicheleinheiten erfolgen. Viele mögen es nicht, wenn sie ausserhalb ihrer heimischen Umgebung, draussen, auf dem Hundeplatz, dem Spaziergang oder beim Training gestreichelt werden. Zu Hause, gemeinsam auf dem Sofa, sieht das dann anders aus.


Beim Berühren oder Streicheln ist darauf zu achten, dass sich die Hand langsam nähert und sanft an den Körper geht. Dabei begibt man sich seitlich zum Hund auf gleiche Augenhöhe, meidet es aber, ihm in die Augen zu starren. Nach ersten Berührungen hält man inne und beobachtet die Reaktion des Hundes. Dies ist eine der ersten Regeln die im CBT erlernt wird. Beobachten und richtig an den Hund herangehen. Signalisiert er eines oder mehrere der oben genannten Szenarien, so beendet man die Behandlung. Deshalb ist es wichtig, dass der Hund während der Behandlung seinen «Freiraum» hat. Der Hund sollte den Konntakt zum Menschen knüpfen und nicht umgekehrt. Berührungspausen sind ebenso wichtig, wie die Pausen zwischen den einzellnen Griffabfolgerungen.


Bewusstes Berühren bis zu Canin Bowen Technique

Für medizinische Massagen ist eine therapeutische Ausbildung unausweichlich. Eine solche Ausbildung ist die zur Canin Bowen Terchnique- Anwender/in. Diese Behandlungsform wurde ursprünglich bei Menschen, bei Pferden und dann auf den Hund angewandt.


Um Wirkungen zu erzielen, benötigt es keinen Druck. Sanfte Berührungen mit den Fingern reichen, um über die unzähligen Sinneszellen in der Haut in Kombination mit dem Gehirn, im Nervensystem Entspannung und Wohlgefühl zu verbreiten.



Isometrische Berührungen für sensible Hunde

Es gibt berührungssensible Hunde, die aufgrund ihres Wesens, ihrer Genetik oder ihrer Vorgeschichte eher abweisend sind. Dazu gehören etwa ältere Hunde oder Hunde aus dem Tierschutz, die mit Menschen schlechte Erfahrungen gemacht haben und sich nicht gerne anfassen lassen.


Da helfen womöglich isometrische Berührungen, was gute Gefühle auslöst. Beim älteren Hund oder nach Verletzungen ist es eine Trainingsform, die sich für gezielten Muskelaufbau eignet.


Entspannend wirkt isometrische Berührung auch, wenn der Hund in die Leine geht. Man positioniert sich bei ihm, geht in die Hocke, hält ihn mit der flachen Hand im Bereich des Brustbeins zurück. In gewissen Situationen (Unsicherheit, Angst) drücken sich eher unsichere Hunde gerne gegen unser Bein oder unseren Körper. Hier geben wir sorgfältigen Gegendruck, ohne aber den Hund dabei zu streicheln. Solche Übungen werden auch bei der konditionierten Entspannung angewandt.


Nützlich oder auch nur «einfach schön»

Sorgfältige Berührungen im Bereich der Schnauze, an den Pfoten oder an anderen empfindlichen Stellen sind hilfreich, um den Hund auf tierärztliche Untersuchungen vorzubereiten. Dies kann in Form eines « Medical Trainings» oder mit einer «Canin Bowen Technique» Behandlung geschehen.


Nützlich ist regelmässiges Streicheln oder Kraulen über die ganze Körperfläche. Kleine Geschwulste oder Hautveränderungen lassen sich so frühzeitig feststellen. Gleitet man mit den Fingern vom Hals her bewusst der Wirbelsäule entlang, über Schulter- oder Hüftmuskulatur, erhält man das Gespür für den Bewegungsapparat des Hundes und entdeckt Muskelverhärtungen.


Es gibt weitere Formen von Berührungen wie etwa das Ausstreichen der Ohren, die feine Massage von Nacken oder Gesässmuskeln, was viele Hunde lieben. Es zeigt, wie Berührungen für den Hund ein Genuss sein können. Er zeigt es mit seinem Blick, dem wedelnden Schwanz, indem er unseren Arm leckt oder seinen Kopf unter den Oberarm hindurchdrückt und weitere Streicheleinheiten einfordert.


So erhalten Momente der Berührungen etwas Magisches. Sie lassen tief im Herzen die Zweisamkeit spüren, eine harmonische Bindung, die Grundlage von Vertrauen und Sicherheit. Der Genuss des Berührens ist dabei auch ganz auf der Seite des Menschen. Dies wirkt sich besonders bei einsamen und älteren Menschen positiv auf die Gesundheit und Zufriedenheit aus. Wie treffend hat es doch der bekannte deutsche Schauspieler Heinz Rühmann einst formuliert: «Man kann auch ohne Hund leben, aber es lohnt sich nicht. »




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